Moin SL und Mitspieler (NSC inklusive, denn sie spielen ja nicht wirklich nicht...
),
auch mir hat der Con sehr gut gefallen - trotz hektoliterweise Regen, Feuchtbiotop unter dem Feldbett, eingestürztem Zelt und aller sonstigen Widrigkeiten. Nach gut vier Jahren Fantasy-LARP-Abstinenz als Spieler hat mir dieser Con wieder Lust auf "mehr davon" gemacht - besser kann es ja wohl nicht laufen!
Es liegt mir allerdings fern, den Con (genauso wie jeden anderen auch) in irgendeiner Weise "objektiv" beurteilen zu wollen - denn das kann niemand wirklich. Insbesondere möchte ich betonen, daß letztendlich
alle Teilnehmer für den individuellen Spielspaß und das Con-Erlebnis jedes einzelnen mitverantwortlich sind. Ich halte wenig vom allseits beliebten "Orga-Bashing" mit Kopfnotenvergabe, wenn einem persönlich etwas nicht gefallen hat - aus eigener Erfahrung weiß ich, daß die "Verantwortlichkeit" der Orga für das Gelingen der Veranstaltung mit dem "Time In" immer weiter abnimmt und letztendlich die Mitspieler bestimmen, ob man mit einem guten oder einem schlechten Gefühl in der Magengegend nach Hause fährt. Warum schreibe ich das, wenn es mir doch gut gefallen hat? Ganz einfach: Weil mich LARPer mit "Ich hab' Geld bezahlt, will jetzt einen guten Con und wenn es nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle, muß ja die Orga Schuld sein"-Mentalität ziemlich ansaugen. Ein guter Con beginnt immer bei einem selbst - angefangen vom Bemühen um eine ambientegerechte Gewandung, Würdigung des Spiels anderer und eines (outtime) sozialen Umgangs miteinander. Jetzt läßt sich wohl auch erahnen, an wen sich meine Kritik richten wird - aber dazu erst später mehr. Es war mir nur wichtig, das schon einmal in dieser Deutlichkeit und Länge einzuleiten.
Also zurück zu meinem nahezu durchweg positiven Con-Erlebnis: Die Orga hat ihren Teil des Cons perfekt gemeistert. Vorbereitung per Mail, Anfahrtsbeschreibung, Einchecken, Zeltplatzzuweisung & -kaution, Tavernenkonto einrichten und auflösen, Auschecken etc. lief alles supergut und entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen (lag wohl an der etwas ... *hüstel* ... "überregulierend" klingenden und ziemlich langen Willkommensmail
) angenehm reibungslos und unkompliziert. Als Anregung möchte ich vorschlagen, die SL-Anweisungen per Mail etwas kürzer zu fassen (Vielleicht: "Den Anweisungen der SL ist stets Folge zu leisten, insbesondere betrifft dies: (Stichpunkte)") Das prägt sich dann mehr ein, ist wirkungsvoller und ein
einziges, fettes "Zuwiderhandlungen können zum Ausschluß von der Veranstaltung führen" zum Schluß macht auch mehr Eindruck!
Aber wie gesagt: Ist nur ein Ratschlag meinerseits. Euch kann ich als Orga jedenfalls nur weiterempfehlen - nette Leute, schönes, schlüssiges und vor allem sichtbares Landes-/Gruppenkonzept (als ich am ersten Tag tatsächlich die
Landesgesetze in der Taverne ausliegen sah, konnte der Con nur noch gut werden!) und ein aus meiner Sicht funktionierender Geld-/Wirtschaftskreislauf (gehört für mich einfach zu einem schönen Ambiente und wird sonst leider allzu oft vernachlässigt), d.h. man konnte Geld einnehmen (Verdienstmöglichkeiten gab es in Hülle und Fülle) und insbesondere sinnvoll ausgeben - für Steuern, Lizenzen, Bestechungen und Dienstleistungen. Man hat gemerkt, daß Jarlow nach ganz eigenen Gesetzen funktioniert und ein besonderes "Flair" hat; es kam nie das Gefühl auf, in einem austauschbaren XY-LARP-Land zu sein, sondern man war intime wirklich mal "ganz woanders"! Zugegeben, das Wetter machte es einem schon schwer, sich ein paar Kilometer weiter Tabak- und Zuckerplantagen oder schwül-heiße Mangrovenwälder vorzustellen. Aber eine Woche vorher hätte es da wohl keine Probleme gegeben - und vielleicht ist die Regenzeit im Jarlower Binnenland ja auch etwas kühler!
Was hat mir noch gefallen? Daß mein Charakter- und unser Gruppenkonzept funktioniert hat und positiv wahrgenommen wurde (an dieser Stelle einen Extra-Dank an Tanja und Henning fürs Schneidern und Kochen und natürlich meine "Mit-Ossenbrügger" für das Durchhalten unseres Dialektes - wir sprechen ihn z.T. jetzt noch!
), daß ich viel Seife verkauft habe (und das Einschmelzen und Veredeln auch geklappt hat - JA, das war auf dem Con meine Seifensieder-PREMIERE, die ohne meinen "Lehrling" Loki aka Sarah wohl nicht so gut geklappt hätte!) und wir viel gesungen haben (nochmal Extra-Dank und Hochachtung an Sven und seine "Erika", ohne die wir die "Regenzeit-Depression" wohl nicht so leicht überwunden hätten) und natürlich die vielen angenehmen Mitspieler für schöne Interaktion - den Dank der Zarowitschen gebe ich mal ebenso zurück! Auch die intime stets unsympathischen Söldlings-Büttel (oder doch Büttel-Söldlinge?
) fand ich klasse, ebenso die Obrigkeit (Bürgermeister, Staatsanwalt, Pflichtverteidiger, Schreiber etc.).
So, was war nun negativ? Vorweg: Ich bin sicherlich kein Vollblut-Gewandungs-Authentizitäts-Fanatiker (vormals auch als
Gewandungsnazi bekannt), aber was ich auf dem Con stellenweise als "Gewandung" gesehen habe, war selbst für LARP-Anfänger (ich weiß nicht, wie viele davon wirklich oder überhaupt
Newbies waren...) äußerst unterdurchschnittlich! Ja, ich habe keine gute Meinung über Piratenhemden und Schnür(kunst-)lederhosen (und ja, ich habe die anfänglich auch mal getragen...
) - aber das wäre ja noch zu verkraften, wenn man damit vielleicht auf einen Abenteurer-Con fährt und nicht ernsthaft erwartet, daß einem andere dann wirklich einen Magier oder Paladin abkaufen! Sorry, aber wenn die Orga in der Einladung und danach auch noch mehrfach in diversen Mails wiederholt um einen hohen Ambiente-Fakor bittet, finde ich sowas ziemlich daneben! Denn da hätte und habe ich von den Mitspielern auf einem
Ambiente-Con einfach mehr erwartet! Eine einigermaßen ambientetaugliche (mehr muß es echt nicht sein!) Gewandung ist wirklich nicht schwer zu machen (oder notfalls auch günstig mit Gekauftem zusammenzustellen) und eine einfache Stoffhose ist allemal besser als die x-te geschnürte Gothic-Hose oder
Motorradfahrer-Kluft! Laßt lieber Schwert und Kettenhemd weg und steckt dafür ein paar Euros in die Gewandung - eure Mitspieler werden es euch danken!
Und noch etwas zum Thema "Soziale Kompetenz auf LARPs": Wenn jemand singt und Gitarre spielt, zeugt es nicht gerade von großer Wertschätzung, wenn man in unmittelbarer Nähe lautstark herumlärmt. Und wenn besagter Spielmann deutlich seine Stimme erhebt, einen direkt ansieht und man es dann immer noch nicht merkt, hat man den Schuß wohl wirklich nicht mehr gehört. Und eine singende Lagerfeuer-Runde hat auch bestimmt kein Interesse daran, wenn an ihrem Feuer Niedergeschlagen und Beutelschneiden gespielt wird. Das ist outtime unhöflich und intime ausgesprochen blöde, weil es so ziemlich alle Anwesenden gesehen haben. Aber unser Vater Lucandus hatte ja zum Glück eine kräftige Stimme. Genauso wie wir...
In diesem Sinne ein dreifaches
HIPPHIPP -
HURRA!
HIPPHIPP -
HURRA!
HIPPHIPP -
HURRA!
Florian aka
Flavian Seifensieder, Seifensiedemeister in vierter Generation aus dem Fürstpraetorat Ossenbrügge, Erblande