Die Halbinsel Jarlow
Verfasst: Fr 19. Nov 2004, 15:23
Landhintergrund Jarlow
1. Geographie
Die Halbinsel Jarlow kann in drei verschiedene Landschaften eingeteilt werden: die schneebedeckten Gipfel der Ogerzähne, die Mangrovensümpfe des Landesinneren und die Stränden an den Küsten.
Die Ogerzähne bilden eine natürliche Grenze im Süden Jarlows zum restlichen Festland. Sie erstrecken sich auf einer Länge von 60 Meilen und einer Breite von 20 Meilen. Bis auf die Schluchten, durch die der schäumende Schuran fließt, sind bisher keine Pässe über die Berge entdeckt. Die Ogerzähne sind eine raue Umgebung, in der es außer der Gnomenfeste Trutzburg keine Siedlung gibt. Der Grund hierfür ist neben dem kargen, unfruchtbaren Boden der weder Ackerbau noch Viehzucht zulässt, der Mangel an Wasser abseits des Schuran. In größeren Höhen herrscht das ganze Jahr über Winter. Ein großer Teil der Bergkuppen liegt oberhalb der Wolkengrenze. Die Ogerzähne sind berüchtigt für ihre Stürme, die ein passieren des Gebirges auf dem Land- oder gar Luftwege unmöglich machen. Dieses unwirtliche Gebiet wird außer von ein paar sehr zähen Bergziegen, Schneehühnern und Säbelzahneichhörnchen auch von den Tieren gemieden. Die Gerüchte wollen nicht verstummen, dass in den Höhlen noch immer Oger leben, die dem Gebirge seinen Namen gaben.
Von den Berghängen der Ogerzähne erstreckt sich eine schmale Hügellandschaft, die sich schon bald in ein weitgestrecktes Sumpfgebiet verwandelt. Die Mangrovensümpfe nehmen den überwiegenden Teil des Binnenlandes ein. Dies macht die Landwirtschaft in Jarlow nur an den Küsten möglich. Der dichte Mangrovenwald mit seinem fast undurchdringlichen Blätterdach ist verantwortlich für das schwül-heiße Klima, welches hier das ganze Jahr herrscht. Im Gegensatz zu den Bergen sind die Sümpfe voll von allen Arten von Leben. Eine unvorstellbare Zahl an verschiedenen Insekten, Reptilien und kleinen Äffchen sorgt für ein nie verstummendes Wirrwarr an Klängen. Der Aufenthalt in den Sümpfen birgt für den unvorsichtigen Wanderer eine Vielzahl von Gefahren, abseits des Schuran findet man hier wenig trinkbares Wasser. Die wenigen bekannten Quellen werden von Raubtieren wie der gefürchtete schwarze Flussphyton oder der Gargua-Spinne genutzt und entsprechend eifersüchtig verteidigt, und nur wenige haben bisher eine Begegnung mit einem Sumpfgnarf überlebt und konnte davon berichten! Außerdem besteht die Gefahr, im Dickicht der Bäume vom Wege abzukommen oder gar zu versinken. Aus dem dichten Unterholz heraus erheben sich hier und da die Bauten einer längst vergessenen Zivilisation. Ein paar wenige dieser alten Tempelanlagen wurden bereits untersucht, doch die dortigen Funde weisen auf eine sehr hoch entwickelte und ehemals über die ganze Halbinsel verbreitete Kultur hin.
Die Küstengebiete Jarlows stehen im krassen Gegensatz zu der feindlichen Umgebung des Binnenlandes. Hier erstrecken sich weite Sandstrände an blauen Lagunen mit kristallklarem Wasser und dahinter die Plantagen von Zuckerrohr, Tabak und Mohn. Ein gut ausgebautes Netz an Straßen verbindet die fünf kleineren Städte und die Vielzahl der winzigen Fischerdörfer mit der Hauptstadt Brakanan. An der Küste lebt die gesamte Bevölkerung der Halbinsel und geht ihrem weitgehend ruhigen Tagewerk nach. Eine Vielzahl von bunten Vögeln lebt in den Bäumen am Rande der Plantagen und in den Palmen am Strand. Die besonders verbreiteten Singsittiche imitieren gerne Melodien, die sie von den Menschen hören und erfreuen die Arbeiter auf den Felder häufig mit ihrem Gesang. Die Ostküste ist kaum besiedelt, da es hier vor der Küste viele Klippen und Riffe gibt, die ein Befahren des Meeres sehr gefährlich machen.
Das kleine Dorf G´Nitalien nimmt hier eine Sonderstellung ein. Auf Grund der recht zentralen Lage an der Stelle, wo der Fluss Po sich vom Schuran teilt, inmitten der Hügel, die den Übergang zum Sumpf im Süden bilden, ist hier (und nur hier!) auch Weinbau möglich. Das Dorf hat keine besondere wirtschaftlich Bedeutung, genießt aber als Heimatort der Familie Castellani einen besonderen Ruf. Die hier ansässigen gehören bis auf wenige Ausnahmen alle der Familie Castellani an. Dieses Dorf gilt vor allem als Altersresidenz für die Oberhäupter der Familie, die von ihrer Veranda aus mit Blick auf die Weinhänge ihren ruhigen Lebensabend genießen.
2. Alte Geschichte
Die Geschichtsschreibung beginnt im Jahre 684 vor GFB mit der Ankunft der ersten menschlichen Siedler aus den Mittellanden. Es waren vor allem Abenteurer, auf der Suche nach dem großen Glück und Freiheit und Volk, das andernorts nicht gern gesehen war, die sich eine hier neue Heimat aufbauen wollten. Schnell gründeten sich die ersten Siedlungen an der Westküste und im Norden der Halbinsel. Dies waren zumeist kleine Fischerdörfer, die in geringem Maße auch Landwirtschaft betrieben und weitgehend autonom waren. Den neuen Siedlern wurde bald klar, dass es bereits Menschen auf der Halbinsel gab: zwar ist nicht genau datiert, wann Skalde als Piratenhochburg gegründet wurde, doch seine Lage in einem Talkessel, mit einer schmalen Wasserweg zwischen den Klippen und Riffs der Ostküste hatte schon einige Zeit vorher Seeräuber angezogen. Sie einigten sich schnell mit den Siedlern: Diese traten einen Teil ihrer Erträge an die Piraten ab und erhielten im Gegenzug Schutz gegen etwaige Seeangriffe. Die Halbinsel wurde von den Bewohnern mit Brakan betitelt.
Mit der Gründung der Stadt Brakanan im Jahre 144 nach GFB wuchs die Bedeutung der Halbinsel als Handelsknoten. Man baute Kaianlagen, um das Anlegen großer Schiffe zu ermöglichen. Der florierende Handel und das gute Verhältnis zu den Piraten ließen Brakanan zu einer prächtigen Handelsmetropole aufsteigen. Bald darauf machten sich die ersten Siedlertrupps auf, das bisher unerforschte Hinterland zu erkunden. Sie mussten jedoch erfahren, dass Sumpfgebiete im Landesinneren eine weitere Besiedlung unmöglich machten. Über den Schuran machten sich Boote von Brakanan in Richtung Süden auf und stießen bald in das Innere der Sümpfe vor. Dort fand man Ruinen einer längst vergessenen Zivilisation. Nahe der Quelle des Schuran in dem Gebirge, den Ogerzähnen, welches die Halbinsel im Süden begrenzt, stieß man auf eine Gnomenstadt die heute Trutzburg heißt.
Schnell freundeten sich die Menschen mit den Gnomen an und schlossen fruchtbare Handelsabkommen (was den Gnomen besonders wichtig war). Im Austausch gegen Gewürze, Stoffe, Weine und ähnliche Luxusgüter stellten die gnomischen Mechaniker und Alchimisten ihr Können zur Verfügung und ermöglichten dadurch einen raschen technischen Aufstieg des Landes. Die Gnome, die eine besondere Vorliebe für Edelsteine haben, graben in den Ogerzähnen nach Smaragden, die sie den Menschen verkaufen, die ihnen wiederum Rubine, Saphire und andere Steine anbieten, die es im Gnomengebiet nicht gibt. Auch der Handel mit Übersee blühte noch weiter auf und Brakanan gewann an Bedeutung und Reichtum.
Insbesondere die fruchtbaren Handlesverträge mit den Gnomen machten den Einwohnern Brakans bald klar, dass durch den Handel mit Luxusgüter ein hoher Gewinn zu machten ist. Es stellte sich heraus, dass Tabak, Mohn und Zuckerrohr auf den Böden der Küstengebiete wesentlich besser reifen als Getreide oder Gemüse. Mehr und mehr wandelte sich das Bild der Landwirtschaft. Der Handel verschob sich merklich auf Genussmittel und die Versorgung der Bevölkerung erfolgte bald fast ausschließlich über den Seehandel und die Fischerei.
Mit dem Aufstieg der Genussmittel zum ersten Handelsgut gewann die Familie Castellani, welche zu Beginn dieser Entwicklung bereits große Tabak- und Zuckerrohrplantagen besaß erheblich an Bedeutung. Diese Familie hatte schnell Kontakt mit den Gnomen geknüpft und sehr bald deren Vorliebe für Rauchwerk und Wein entdeckt. Sie war zu dieser Zeit also bereits durch den Handel mit den Gnomen sehr reich an Geld und Einfluss. Die Lage ihres Heimatortes direkt an der Gabelung des Schuran und des Po ermöglichte ihnen, den Zugang zur einzigen Verbindung zwischen den Gnomen und den übrigen Städten Brakans zu kontrollieren und gab ihnen eine Vormachtstellung im Handel.
Durch die neue Entwicklung breitete sich ihr Einfluss sehr schnell aus. Bald gab es Teile der Familie, die in Brakanan mit großem Erfolg in den Überseehandel einstiegen. Mit dem Reichtum sorgte die Familie vor allem dafür, dass ihre Sprösslinge in einflussreiche Positionen aufstiegen, entweder indem sie ihnen eine erstklassige Ausbildung finanzierten oder ihnen auf andere Weise zu der gewünschten Position verhalfen. Heute finden sich unter den Söhnen und Töchtern der Castellani alle Arten von Beamten, vom Schreiber bis zum Richter. Im Stadtrat von Brakanan stellten sei daher schon bald die überwiegende Anzahl der Ratsmitglieder.
3. Neue Geschichte
Eine tiefgreifende Veränderung durchzog das Land, als es vom Königreich Falk und dem Herzogtum Tirrannonn auf Grund seines wichtigen Handelshafens im Jahre 202 n.GFB zur Kolonie erklärt wurde. Besatzern wie Einheimischen wurde schnell klar, dass sie sich miteinander arrangieren mussten: Tirrannonn hatte viele Soldaten mitgebracht und die Piraten, die Brakanan beschützt hatten, mit Hilfe Schiffen aus Jarl vertrieben. Ohne die Hilfe der einheimischen Handelsgilde konnten das Herzogtum aber nicht auf viel Erfolg bei seinen Unternehmungen im Land hoffen. Die Familie Castellani, die eine Mehrheit in der Handsgilde stelle erkannte die neue Macht als Chance, das neue Jarlow ganz zu kontrollieren, und so schloss sie mit Tirrannonn eine Allianz, die das Land auf lange Zeit verändern sollte. Statt die Halbinsel mit Gewalt zu nehmen, entschloss sich Tirrannonn, seine Soldaten mit den einheimischen Frauen zu verheiraten und sich das Geschick der Handelsgilde zu Nutze zu machen. Aus der Stadt Brakanan wurde Jarlow und die Halbinsel sollte ab nun an ebenfalls Jarlow heißen.
Unbemerkt von Falk und anderen baute der Verbündete Tirrannonns, das Königreich Jarl den Piratenhafen Skalde neu auf, nannte ihn ab nun an Bachmor. In Bachmor gilt das Gesetz Jarls und die dort betriebene Piraterie sollte sich der Politik der beiden Länder Jarl und Tirrannonn unterordnen. Erste Kontakte zu den vertriebenen Piraten wurden wieder aufgenommen.
4. Politik und Gesellschaft
Da alle Bewohner Jarlows einst als Einwanderer kamen, gab es hier zu keiner Zeit eine herrschende Adelsschicht. Zu Beginn wurden Entscheidungen durch einen Ältestenrat im jeweiligen Dorf getroffen. Wenn es weitreichendere Dinge zu entscheiden gab, trafen
sich die verschiedenen Räte zu einem Großen Rat. Der rasante Aufstieg von Brakanan zu
einer Handelsmetropole mit Bedeutung über die Landesgrenzen hinaus machte eine neue Regierungsform notwendig. So setzte sich bald ein Gildenrat durch, welcher die Geschicke der Stadt wie auch der Orte im Umland lenkte und Jarlow bei Verhandlungen mit anderen Ländern repräsentierte. Mit dem Kontakt zu den Gnomen und den daraus resultierenden Handelverträgen wuchs die Macht der Handelsgilde im gleichen Maße wie die der anderen Gilden abnahm. Diese Entwicklung verschärfte sich noch, als sich der Verdienst des Landes auf den Handel mit Übersee zu verschieben begann. Dies führte zur Umformung des Herrschaftssystems: der Rat, der von nun an die Regierungsgewalt innehatte, bestand ausschließlich aus den Mitgliedern der zwölf führenden Handelsfamilien. Mit dem Aufstieg der Castellani wuchs auch ihr Einfluss im Rat. Durch geschickte Heirat und verschiedenste Verträge mit anderen Familien hatte die Familie die meiste Zeit eine Mehrheit der zwölf Sitze direkt oder indirekt inne.
Mit der Machtübernahme durch Tirrannonn änderte sich die politische Bühne kaum. Die Castellani erkannten ihre Chance und verbündeten sich mit Tirrannonn. Man schloss eine Übereinkunft, dass die Familie einen Teil der Einnahmen des Landes an Tirrannon abführte und im Gegenzug fast vollständige Kontrolle über den Rat und damit das gesamte Land erhielt. Diese Einnahmen sollten sich auch noch erhöhen durch die Nutzung des Hafens Jarlow als exklusiven Zwischenhalt der Händler, die zwischen Tirranonn und Jarl reisen.
Zur Zeit hält der von Tirrannonn eingesetzte Krongouverneur und Haupt Hardmut von Isenhart formal die politische Macht inne. Tatsächlich sieht es so aus, dass von Isenhart sich hauptsächlich in seiner Garnison in Jarlow-Stadt aufhält und sich aus dem politischen Geschehen vollständig heraushält. Er erhält jährlich den mit Tirrannonn ausgehandelten Betrag zuzüglich einer kleinen Aufmerksamkeit von Seiten der Familie für seinen großartigen Einsatz zum Wohle des Landes. Es besteht de facto immer noch das alte Ratssystem mit den einzigen Unterschied, dass die Familie Castellani jetzt immer die absolute Mehrheit im Rat hält und dadurch allein entscheiden kann.
Die Bevölkerung Jarlows ist auf Grund des gutgehenden Handels durchgehend recht wohlhabend. Selbst die Feldarbeiter in den abgelegeneren Dörfern haben trotz ihrer einfachen Arbeit ein gutes Auskommen und können sich so Haus und Kinder leisten. Die Bürger Jarlows wissen um die Bedeutung des Überseehandels und sind dadurch Fremden gegenüber freundlich und aufgeschlossen – solange sie sich nicht offensichtlich dem Hexenwerk verschrieben haben. Es mag an der Nähe zum Meer liegen oder auch an den seltsamen Funden im Sumpf, aber die Bewohner Jarlows haben ein ganz eigenes Misstrauen gegen Magie entwickelt. Auch in den Gesetzen Jarlows spiegelt sich dieses wieder, denn schwarze Magie ist verboten und wird hart bestraft; als schwarze Magie gilt alles Zauberei, die als solche angeklagt wird!
Religionen gegenüber ist Jarlow offen, solange sie nicht offen böse und zerstörerisch sind. Es gibt zwar keine Staatsreligion und auch keine großen Kathedralen, dafür aber viele unterschiedliche kleine Schreine in den Städten und Dörfern des Landes.
Durch die Herrschaft der Handelsgilde hat sich ein komplexes, für Fremde manchmal unübersichtliches Rechtssystem entwickelt. Eine organisierte Bürokratie regelt viele Bereiche des täglichen Lebens. Da die Beamten Jarlows aber keine Unmenschen sind, lassen sich viele Dinge auch „unter Freunden“ regeln.
1. Geographie
Die Halbinsel Jarlow kann in drei verschiedene Landschaften eingeteilt werden: die schneebedeckten Gipfel der Ogerzähne, die Mangrovensümpfe des Landesinneren und die Stränden an den Küsten.
Die Ogerzähne bilden eine natürliche Grenze im Süden Jarlows zum restlichen Festland. Sie erstrecken sich auf einer Länge von 60 Meilen und einer Breite von 20 Meilen. Bis auf die Schluchten, durch die der schäumende Schuran fließt, sind bisher keine Pässe über die Berge entdeckt. Die Ogerzähne sind eine raue Umgebung, in der es außer der Gnomenfeste Trutzburg keine Siedlung gibt. Der Grund hierfür ist neben dem kargen, unfruchtbaren Boden der weder Ackerbau noch Viehzucht zulässt, der Mangel an Wasser abseits des Schuran. In größeren Höhen herrscht das ganze Jahr über Winter. Ein großer Teil der Bergkuppen liegt oberhalb der Wolkengrenze. Die Ogerzähne sind berüchtigt für ihre Stürme, die ein passieren des Gebirges auf dem Land- oder gar Luftwege unmöglich machen. Dieses unwirtliche Gebiet wird außer von ein paar sehr zähen Bergziegen, Schneehühnern und Säbelzahneichhörnchen auch von den Tieren gemieden. Die Gerüchte wollen nicht verstummen, dass in den Höhlen noch immer Oger leben, die dem Gebirge seinen Namen gaben.
Von den Berghängen der Ogerzähne erstreckt sich eine schmale Hügellandschaft, die sich schon bald in ein weitgestrecktes Sumpfgebiet verwandelt. Die Mangrovensümpfe nehmen den überwiegenden Teil des Binnenlandes ein. Dies macht die Landwirtschaft in Jarlow nur an den Küsten möglich. Der dichte Mangrovenwald mit seinem fast undurchdringlichen Blätterdach ist verantwortlich für das schwül-heiße Klima, welches hier das ganze Jahr herrscht. Im Gegensatz zu den Bergen sind die Sümpfe voll von allen Arten von Leben. Eine unvorstellbare Zahl an verschiedenen Insekten, Reptilien und kleinen Äffchen sorgt für ein nie verstummendes Wirrwarr an Klängen. Der Aufenthalt in den Sümpfen birgt für den unvorsichtigen Wanderer eine Vielzahl von Gefahren, abseits des Schuran findet man hier wenig trinkbares Wasser. Die wenigen bekannten Quellen werden von Raubtieren wie der gefürchtete schwarze Flussphyton oder der Gargua-Spinne genutzt und entsprechend eifersüchtig verteidigt, und nur wenige haben bisher eine Begegnung mit einem Sumpfgnarf überlebt und konnte davon berichten! Außerdem besteht die Gefahr, im Dickicht der Bäume vom Wege abzukommen oder gar zu versinken. Aus dem dichten Unterholz heraus erheben sich hier und da die Bauten einer längst vergessenen Zivilisation. Ein paar wenige dieser alten Tempelanlagen wurden bereits untersucht, doch die dortigen Funde weisen auf eine sehr hoch entwickelte und ehemals über die ganze Halbinsel verbreitete Kultur hin.
Die Küstengebiete Jarlows stehen im krassen Gegensatz zu der feindlichen Umgebung des Binnenlandes. Hier erstrecken sich weite Sandstrände an blauen Lagunen mit kristallklarem Wasser und dahinter die Plantagen von Zuckerrohr, Tabak und Mohn. Ein gut ausgebautes Netz an Straßen verbindet die fünf kleineren Städte und die Vielzahl der winzigen Fischerdörfer mit der Hauptstadt Brakanan. An der Küste lebt die gesamte Bevölkerung der Halbinsel und geht ihrem weitgehend ruhigen Tagewerk nach. Eine Vielzahl von bunten Vögeln lebt in den Bäumen am Rande der Plantagen und in den Palmen am Strand. Die besonders verbreiteten Singsittiche imitieren gerne Melodien, die sie von den Menschen hören und erfreuen die Arbeiter auf den Felder häufig mit ihrem Gesang. Die Ostküste ist kaum besiedelt, da es hier vor der Küste viele Klippen und Riffe gibt, die ein Befahren des Meeres sehr gefährlich machen.
Das kleine Dorf G´Nitalien nimmt hier eine Sonderstellung ein. Auf Grund der recht zentralen Lage an der Stelle, wo der Fluss Po sich vom Schuran teilt, inmitten der Hügel, die den Übergang zum Sumpf im Süden bilden, ist hier (und nur hier!) auch Weinbau möglich. Das Dorf hat keine besondere wirtschaftlich Bedeutung, genießt aber als Heimatort der Familie Castellani einen besonderen Ruf. Die hier ansässigen gehören bis auf wenige Ausnahmen alle der Familie Castellani an. Dieses Dorf gilt vor allem als Altersresidenz für die Oberhäupter der Familie, die von ihrer Veranda aus mit Blick auf die Weinhänge ihren ruhigen Lebensabend genießen.
2. Alte Geschichte
Die Geschichtsschreibung beginnt im Jahre 684 vor GFB mit der Ankunft der ersten menschlichen Siedler aus den Mittellanden. Es waren vor allem Abenteurer, auf der Suche nach dem großen Glück und Freiheit und Volk, das andernorts nicht gern gesehen war, die sich eine hier neue Heimat aufbauen wollten. Schnell gründeten sich die ersten Siedlungen an der Westküste und im Norden der Halbinsel. Dies waren zumeist kleine Fischerdörfer, die in geringem Maße auch Landwirtschaft betrieben und weitgehend autonom waren. Den neuen Siedlern wurde bald klar, dass es bereits Menschen auf der Halbinsel gab: zwar ist nicht genau datiert, wann Skalde als Piratenhochburg gegründet wurde, doch seine Lage in einem Talkessel, mit einer schmalen Wasserweg zwischen den Klippen und Riffs der Ostküste hatte schon einige Zeit vorher Seeräuber angezogen. Sie einigten sich schnell mit den Siedlern: Diese traten einen Teil ihrer Erträge an die Piraten ab und erhielten im Gegenzug Schutz gegen etwaige Seeangriffe. Die Halbinsel wurde von den Bewohnern mit Brakan betitelt.
Mit der Gründung der Stadt Brakanan im Jahre 144 nach GFB wuchs die Bedeutung der Halbinsel als Handelsknoten. Man baute Kaianlagen, um das Anlegen großer Schiffe zu ermöglichen. Der florierende Handel und das gute Verhältnis zu den Piraten ließen Brakanan zu einer prächtigen Handelsmetropole aufsteigen. Bald darauf machten sich die ersten Siedlertrupps auf, das bisher unerforschte Hinterland zu erkunden. Sie mussten jedoch erfahren, dass Sumpfgebiete im Landesinneren eine weitere Besiedlung unmöglich machten. Über den Schuran machten sich Boote von Brakanan in Richtung Süden auf und stießen bald in das Innere der Sümpfe vor. Dort fand man Ruinen einer längst vergessenen Zivilisation. Nahe der Quelle des Schuran in dem Gebirge, den Ogerzähnen, welches die Halbinsel im Süden begrenzt, stieß man auf eine Gnomenstadt die heute Trutzburg heißt.
Schnell freundeten sich die Menschen mit den Gnomen an und schlossen fruchtbare Handelsabkommen (was den Gnomen besonders wichtig war). Im Austausch gegen Gewürze, Stoffe, Weine und ähnliche Luxusgüter stellten die gnomischen Mechaniker und Alchimisten ihr Können zur Verfügung und ermöglichten dadurch einen raschen technischen Aufstieg des Landes. Die Gnome, die eine besondere Vorliebe für Edelsteine haben, graben in den Ogerzähnen nach Smaragden, die sie den Menschen verkaufen, die ihnen wiederum Rubine, Saphire und andere Steine anbieten, die es im Gnomengebiet nicht gibt. Auch der Handel mit Übersee blühte noch weiter auf und Brakanan gewann an Bedeutung und Reichtum.
Insbesondere die fruchtbaren Handlesverträge mit den Gnomen machten den Einwohnern Brakans bald klar, dass durch den Handel mit Luxusgüter ein hoher Gewinn zu machten ist. Es stellte sich heraus, dass Tabak, Mohn und Zuckerrohr auf den Böden der Küstengebiete wesentlich besser reifen als Getreide oder Gemüse. Mehr und mehr wandelte sich das Bild der Landwirtschaft. Der Handel verschob sich merklich auf Genussmittel und die Versorgung der Bevölkerung erfolgte bald fast ausschließlich über den Seehandel und die Fischerei.
Mit dem Aufstieg der Genussmittel zum ersten Handelsgut gewann die Familie Castellani, welche zu Beginn dieser Entwicklung bereits große Tabak- und Zuckerrohrplantagen besaß erheblich an Bedeutung. Diese Familie hatte schnell Kontakt mit den Gnomen geknüpft und sehr bald deren Vorliebe für Rauchwerk und Wein entdeckt. Sie war zu dieser Zeit also bereits durch den Handel mit den Gnomen sehr reich an Geld und Einfluss. Die Lage ihres Heimatortes direkt an der Gabelung des Schuran und des Po ermöglichte ihnen, den Zugang zur einzigen Verbindung zwischen den Gnomen und den übrigen Städten Brakans zu kontrollieren und gab ihnen eine Vormachtstellung im Handel.
Durch die neue Entwicklung breitete sich ihr Einfluss sehr schnell aus. Bald gab es Teile der Familie, die in Brakanan mit großem Erfolg in den Überseehandel einstiegen. Mit dem Reichtum sorgte die Familie vor allem dafür, dass ihre Sprösslinge in einflussreiche Positionen aufstiegen, entweder indem sie ihnen eine erstklassige Ausbildung finanzierten oder ihnen auf andere Weise zu der gewünschten Position verhalfen. Heute finden sich unter den Söhnen und Töchtern der Castellani alle Arten von Beamten, vom Schreiber bis zum Richter. Im Stadtrat von Brakanan stellten sei daher schon bald die überwiegende Anzahl der Ratsmitglieder.
3. Neue Geschichte
Eine tiefgreifende Veränderung durchzog das Land, als es vom Königreich Falk und dem Herzogtum Tirrannonn auf Grund seines wichtigen Handelshafens im Jahre 202 n.GFB zur Kolonie erklärt wurde. Besatzern wie Einheimischen wurde schnell klar, dass sie sich miteinander arrangieren mussten: Tirrannonn hatte viele Soldaten mitgebracht und die Piraten, die Brakanan beschützt hatten, mit Hilfe Schiffen aus Jarl vertrieben. Ohne die Hilfe der einheimischen Handelsgilde konnten das Herzogtum aber nicht auf viel Erfolg bei seinen Unternehmungen im Land hoffen. Die Familie Castellani, die eine Mehrheit in der Handsgilde stelle erkannte die neue Macht als Chance, das neue Jarlow ganz zu kontrollieren, und so schloss sie mit Tirrannonn eine Allianz, die das Land auf lange Zeit verändern sollte. Statt die Halbinsel mit Gewalt zu nehmen, entschloss sich Tirrannonn, seine Soldaten mit den einheimischen Frauen zu verheiraten und sich das Geschick der Handelsgilde zu Nutze zu machen. Aus der Stadt Brakanan wurde Jarlow und die Halbinsel sollte ab nun an ebenfalls Jarlow heißen.
Unbemerkt von Falk und anderen baute der Verbündete Tirrannonns, das Königreich Jarl den Piratenhafen Skalde neu auf, nannte ihn ab nun an Bachmor. In Bachmor gilt das Gesetz Jarls und die dort betriebene Piraterie sollte sich der Politik der beiden Länder Jarl und Tirrannonn unterordnen. Erste Kontakte zu den vertriebenen Piraten wurden wieder aufgenommen.
4. Politik und Gesellschaft
Da alle Bewohner Jarlows einst als Einwanderer kamen, gab es hier zu keiner Zeit eine herrschende Adelsschicht. Zu Beginn wurden Entscheidungen durch einen Ältestenrat im jeweiligen Dorf getroffen. Wenn es weitreichendere Dinge zu entscheiden gab, trafen
sich die verschiedenen Räte zu einem Großen Rat. Der rasante Aufstieg von Brakanan zu
einer Handelsmetropole mit Bedeutung über die Landesgrenzen hinaus machte eine neue Regierungsform notwendig. So setzte sich bald ein Gildenrat durch, welcher die Geschicke der Stadt wie auch der Orte im Umland lenkte und Jarlow bei Verhandlungen mit anderen Ländern repräsentierte. Mit dem Kontakt zu den Gnomen und den daraus resultierenden Handelverträgen wuchs die Macht der Handelsgilde im gleichen Maße wie die der anderen Gilden abnahm. Diese Entwicklung verschärfte sich noch, als sich der Verdienst des Landes auf den Handel mit Übersee zu verschieben begann. Dies führte zur Umformung des Herrschaftssystems: der Rat, der von nun an die Regierungsgewalt innehatte, bestand ausschließlich aus den Mitgliedern der zwölf führenden Handelsfamilien. Mit dem Aufstieg der Castellani wuchs auch ihr Einfluss im Rat. Durch geschickte Heirat und verschiedenste Verträge mit anderen Familien hatte die Familie die meiste Zeit eine Mehrheit der zwölf Sitze direkt oder indirekt inne.
Mit der Machtübernahme durch Tirrannonn änderte sich die politische Bühne kaum. Die Castellani erkannten ihre Chance und verbündeten sich mit Tirrannonn. Man schloss eine Übereinkunft, dass die Familie einen Teil der Einnahmen des Landes an Tirrannon abführte und im Gegenzug fast vollständige Kontrolle über den Rat und damit das gesamte Land erhielt. Diese Einnahmen sollten sich auch noch erhöhen durch die Nutzung des Hafens Jarlow als exklusiven Zwischenhalt der Händler, die zwischen Tirranonn und Jarl reisen.
Zur Zeit hält der von Tirrannonn eingesetzte Krongouverneur und Haupt Hardmut von Isenhart formal die politische Macht inne. Tatsächlich sieht es so aus, dass von Isenhart sich hauptsächlich in seiner Garnison in Jarlow-Stadt aufhält und sich aus dem politischen Geschehen vollständig heraushält. Er erhält jährlich den mit Tirrannonn ausgehandelten Betrag zuzüglich einer kleinen Aufmerksamkeit von Seiten der Familie für seinen großartigen Einsatz zum Wohle des Landes. Es besteht de facto immer noch das alte Ratssystem mit den einzigen Unterschied, dass die Familie Castellani jetzt immer die absolute Mehrheit im Rat hält und dadurch allein entscheiden kann.
Die Bevölkerung Jarlows ist auf Grund des gutgehenden Handels durchgehend recht wohlhabend. Selbst die Feldarbeiter in den abgelegeneren Dörfern haben trotz ihrer einfachen Arbeit ein gutes Auskommen und können sich so Haus und Kinder leisten. Die Bürger Jarlows wissen um die Bedeutung des Überseehandels und sind dadurch Fremden gegenüber freundlich und aufgeschlossen – solange sie sich nicht offensichtlich dem Hexenwerk verschrieben haben. Es mag an der Nähe zum Meer liegen oder auch an den seltsamen Funden im Sumpf, aber die Bewohner Jarlows haben ein ganz eigenes Misstrauen gegen Magie entwickelt. Auch in den Gesetzen Jarlows spiegelt sich dieses wieder, denn schwarze Magie ist verboten und wird hart bestraft; als schwarze Magie gilt alles Zauberei, die als solche angeklagt wird!
Religionen gegenüber ist Jarlow offen, solange sie nicht offen böse und zerstörerisch sind. Es gibt zwar keine Staatsreligion und auch keine großen Kathedralen, dafür aber viele unterschiedliche kleine Schreine in den Städten und Dörfern des Landes.
Durch die Herrschaft der Handelsgilde hat sich ein komplexes, für Fremde manchmal unübersichtliches Rechtssystem entwickelt. Eine organisierte Bürokratie regelt viele Bereiche des täglichen Lebens. Da die Beamten Jarlows aber keine Unmenschen sind, lassen sich viele Dinge auch „unter Freunden“ regeln.